Der Rohölpreis ist ständig in Bewegung und wirkt sich maßgeblich auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Gründe für die Schwankungen gibt es viele. Mal sind es Krisen in den Förderländern, mal technische Probleme. Raffinerien werden gewartet und fallen aus, oder der Transport zu den Endverbrauchern verteuert sich, weil der Rhein zu viel oder zu wenig Wasser führt. Die Liste lässt sich problemlos ergänzen.

Was sind derzeit die zentralen Faktoren, die den Rohölpreis und damit auch den Preis vieler Endprodukte bestimmen? Da ist zunächst einmal zwischen preisdämpfenden und preissteigernden Parametern zu unterscheiden. Für günstige Preise sprechen aktuell ein hohen Bestand an weltweit gut gefüllten Lägern und eine breite Förderung aus unterschiedlichsten Quellen. Dies zeigt sich unter anderem auch daran, dass die jüngste Verlängerung der OPEC-Förderquoten im Markt nur wenig Beachtung findet. Ein weiterer Faktor ist die verhaltene weltweite Konjunktur. Viele Branchen haben ihre Erwartungen nach unten korrigiert. Wenn also weniger produziert und verdient wird, sinkt auch die Nachfrage nach dem „schwarzen Gold“ und seinen Derivaten. Maßgeblichen Anteil daran dürfte der Handelsstreit zwischen den USA und China haben, der für erhebliche Verunsicherungen sorgt. Ein anderer Punkt, der künftig an Bedeutung gewinnen kann, ist der zunehmende Einsatz alternativer Energien im Wärmemarkt und der Mobilität. Nachdem bereits in der Stromerzeugung eine Menge erreicht wurde, scheinen jetzt die beiden anderen Sektoren langsam nachzuziehen. Hier hängt viel von der Dynamik ab, mit der diese Entwicklung verlaufen wird.

Nicht nur die Weltwirtschaft, auch der Klimawandel kann Einfluss nehmen

Preisstützend wirkt sich der Konflikt um die Iran-Sanktionen aus. Sollte die Situation eskalieren, wird das die Beschaffungskonditionen spürbar noch oben drücken. Andere Krisenregionen stehen zurzeit zwar nicht so im Fokus, können aber schnell wieder hochkommen. Auch ist nicht abzusehen, wie die diesjährige Hurrican-Saison in wichtigen Förderländern verlaufen wird. Massive Produktionsstörungen könnten zu Verknappungen auf den Märkten führen. Und schließlich ist die stetig wachsende Weltbevölkerung nicht zu unterschätzen. Was nutzen alle Anstrengungen, ölbasierte Produkte einzusparen, wenn auf der anderen Seite immer mehr Menschen Auto fahren und eine warme Wohnung haben wollen. Mehr Nachfrage heißt hier steigender Preis.

Selbst wenn man die einzelnen Faktoren detailliert analysiert und ständig aktualisiert, ist eine verlässliche Prognose nicht möglich. Zu schnell und unerwartet können sich wesentliche Preisparameter ändern. Das zeigt sich darin, dass auch langjährige Rohstoffspekulanten bei Future-Kontrakten schon erhebliche Verluste hinnehmen mussten. Will man einen vorsichtigen Ausblick wagen, spricht aktuell einiges dafür, dass sich die Preise noch eine Zeit lang eher zur Seite als nach oben oder unten bewegen. Seit Anfang des Jahres pendelt das Barrel der Sorte Brent zwischen 60 und 75 US Dollar.

Diesen Beitrag teilen: