Zu Beginn des Jahres schreckte die Branche ein wenig auf: Der Rat der Stadt Aurich forderte auf Bestreben des neuen Bürgermeisters Horst Feddermann die Geschäftsführung der 2010 gegründeten Stadtwerke Aurich auf, im Jahr 2020 einen Käufer für das Unternehmens zu finden und den Unternehmensübergang anzustreben, weil das neue Stadtoberhaupt die Entscheidung seiner Vorgängerin rückgängig machen wollte. Eine selten vorkommende Situation in der deutschen Stadtwerkelandschaft.

Nun, gute zwei Monate später, haben wir einmal bei Frank Köster-Düpree, dem stellvertretenden Geschäftsführer, nachgefragt, wie sich der Status der Verhandlungen darstellt und ob es weitere Bewerber außer der naturgemäß gehandelten und öffentlich bekannten Oldenburger ewe gibt. „Die Gespräche laufen trotz der mittlerweile ausschließlich via Telefon(-Konferenz) laufenden Verhandlungen mit mehr als einer Hand voll Interessenten“, informiert Köster-Düpree. Die gegenwärtig notwendige Arbeit aus dem Homeoffice beeinträchtigt dabei die zu führenden Gespräche in der aktuellen Phase nicht.

Erwartungsgemäß erstreckt sich die Spannbreite der Angebote von einer reinen Kaufpreis-Offerte (ohne weitere besonders die Mitarbeiterübernahme betreffende Bewerbungen) bis hin zu Annoncen, die eine Mitarbeiterübernahme involvieren. Dies wird sich dann auch im Angebotspreis niederschlagen und man darf als Außenstehender gespannt beobachten, wie sich der Rat der Stadt entscheiden wird. Darüber hinaus spielt natürlich die Meinung des Minderheitsgesellschafters Enercon (hält 40% des Unternehmens) noch eine, wenn auch untergeordnete, Rolle. Der Windkraftanlagenhersteller kündigte im November 2019 die Streichung von 3000 Jobs an, davon 1500 am Heimatstandort Aurich.

Eines ist sicher, die Marke „Stadtwerke Aurich“ wird nicht erhalten bleiben können, denn dies bedingt eine Beteiligung der Stadt an dem Unternehmen und genau die soll ja durch den Verkauf aufgehoben werden. Aus Sicht von Marketern schade, denn das abzulesende Interesse mehrerer potentieller Käufer ist ja auch ein Indiz, dass die bisherige Arbeit des Unternehmens und damit des Teams der Geschäftsführerin Heike Witzel goutiert wird.

Voraussichtlich Mitte Juni soll der Rat der Stadt informiert und eine Handlungsempfehlung ausgesprochen werden. Wir werden gespannt beobachten, wie sich der Rat entscheiden wird, denn so oft steht der Verkauf eines Stadtwerks ja nicht auf der Tagesordnung.

(MW)

 

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