Mit Photovoltaikanlagen als Bestandteil von Gebäudefassaden lassen sich zukünftig gerade in Bürogebäuden hohe Effizienzwerte für den Verbrauch der gewonnenen Energie erreichen.

Die bis 2050 angestrebte Klimaneutralität im Gebäudebestand macht es laut Aussage von Martin Behnisch vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) nötig, besonders den Ausbau von Photovoltaikanlagen spürbar zu forcieren. Dafür ließen sich vor allem die Fassaden von Bürogebäuden hervorragend nutzen. Wie viel mehr Fläche das theoretisch wäre, hat das IÖR gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) ermittelt. Doppelt so viel wie auf Dächern, lautet das Ergebnis der Wissenschaft (Hier geht es zu weiterführenden Informationen). Nach einem eigens von den Untersuchungsinstitutionen entwickelten Rechenmodell stehen im Gebäudebestand Deutschlands 12.000 Quadratkilometern Fassadenfläche rund 6.000 km² Dachfläche gegenüber – in der Theorie.

Dass dieses Flächenpotential in Ballungsräumen stärker zu finden ist als in länd-lichen Gebieten, weil innerstädtisch auch mehr Bürogebäude stehen, erschließt sich sehr schnell. Voraussetzung für eine gute Wirtschaftlichkeit, die insbesondere bei neuen Gebäuden schnell erreicht werden kann, ist natürlich eine architektonisch und energiebezogen effiziente Planung, die die Anwendung von Solarmodu-len als integrales Bauelement in der Gebäudehülle von Anfang an berücksichtigt.

Chancen für Versorger

Modellberechnungen zeigen, der Strombedarf eines Standard-Bürogebäudes kann zu einem guten Teil mit selbst erzeugtem Solarstrom gedeckt werden. Noch lohnender ist jedoch die Kombination von Photovoltaik an der Fassade und auf dem Dach. Die Fassadenflächen können bei geeigneter Ausrichtung eine bessere Balance zwischen Stromerzeugung und -verbrauch über den Tagesverlauf ermöglichen. Die Solarmodule an der Fassade erzeugen vor allem in den Morgen- und Abendstunden Strom, die Dachanlagen dagegen vor allem in den Mittagsstunden. Die Anlagenkombination liefert so klimafreundlich Strom während der stromverbrauchsintensiven Bürostunden zwischen acht und 18 Uhr.

Daraus ergeben sich besonders für Stadtwerke und kommunale Versorgsunternehmen bei anstehenden Planungen und Baumaßnahmen große Chancen, eine Vorreiterrolle einzunehmen und potenzielle Bauplanende später quasi am Objekt in die Nutzung einzuführen. Bei dem vor kurzer Zeit erfolgten Spatenstich für einen Bürobau der enercity AG in Hannover kommt diese Lösung leider nicht zum Tragen, allerdings liefert die Dachanlage Strom für den direkten Verbrauch im Gebäude.

Schade eigentlich, denn gerade der Versorger der niedersächsischen Landeshauptstadt steht hinsichtlich Innovationen und zukunftsorientiertem Handeln sonst immer weit oben auf der Aktivliste. Wie es gehen kann, zeigt das NEW Blauhaus in Mönchengladbach, bei dem Technik und Architektur eine sehr sehenswerte Symbiose eingehen.

(MW)

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