Messen und vor allem Messestände spiegeln gerne die aktuelle Situation der ausstellenden Branchen. Lange Jahre zeigten Automobilhersteller auf den Messen weltweit ihre Präsenz, Marken- und Marktmacht gerne mittels der Imposanz hinsichtlich Größe, technischem Präsentationsfortschritt und verwendeter Materialien. In letzter Zeit bleiben immer mehr Unternehmen den großen Ausstellungen fern (z. B. Volvo, Nissan, Mazda und Renault bei der IAA 2019) oder verkleinern spürbar ihre Standformate (BMW von 11.000 auf 3.000 qm, IAA 2019).

Bei der E-world 2020 sind wir mal beobachtend durch die Hallen gegangen und haben den Standbau, die verwendeten Materialien und die damit einhergehende Kommunikation ein wenig unter die Lupe genommen. Und das Ergebnis des Rundgangs ist nicht gerade berauschend.

Laut Aussage des Veranstalters setzten in diesem Jahr Besuchende wie Ausstellende und auch die Referierenden auf „eine smarte und grüne Energiewende“ und stellten ihre Lösungen vor. Das ist richtig und zukunftsweisend und man durfte erwarten, dass auch die Messestände eine Wende hin zu mehr Nachhaltigkeit und bewusstem Einsatz von wiederverwendbaren und umweltschonenden Materialien abbilden würden. Dies war jedoch leider nur recht vereinzelt zu erkennen. Der „Greta-Effekt“ spiegelte sich (noch) nicht wider.

Zur Ehrenrettung der Aussteller muss natürlich an dieser Stelle vermerkt werden, dass Messestände ein lang geplanter und (das ist ja nachhaltig) über mehrere Jahre verwendeter Bestandteil der Unternehmenskommunikation sind und nicht erst in den letzten vier bis sechs Monaten vor einer Messe konzipiert, entwickelt und gestaltet werden. Aber der Blickwinkel der Betrachtenden verändert sich mit den gesellschaftlichen Einflüssen und die Themen Nachhaltigkeit sowie Umweltbewusstsein sind auch nicht erst seit der weltweit beachteten Friday-for-future-Bewegung im Gespräch.

Nachhaltigkeit gewünscht

Vielleicht gerade deshalb fiel 2020 ins Auge, dass die verwendeten Materialien auf den allermeisten Messeständen weniger nachhaltig sind. Kunststoffoberflächen, viele Verbundmaterialien und wenig wasserlösliche Lacke finden Verwendung. Der Müll wird eher mehr als weniger – so nimmt es jedenfalls das Auge eines langjährigen Besuchers wahr, der auch an den Aufbautagen auf der Messe anwesend ist.

Hier können und sollten alle ausstellenden Unternehmen in den Gesprächen mit ihren Messebaupartnern auf Nachhaltigkeit, langfristige Wiederverwendbarkeit und ein optimales Recyclingkonzept bei allen Werkstoffen drängen. Und natürlich sollte sich diese Einstellung dann auch sichtbar in den Konzepten der verwendeten Materialien in den Ausstellungseinheiten zeigen. Dann kommen wir vielleicht auch weg von der vorherrschenden, leicht langweilenden, Farbkombination weiß, blau und rot und erleben auch in dieser Hinsicht eine E-world, die Vielfalt, Ideenreichtum und Aufbruchstimmung in intelligenter Materialauswahl, spannender Farbplanung und nachhaltigen Wiederverwendungskonzepten spiegelt.

Zu wünschen wäre es der Messe, damit auch die nächsten 20 Jahre erfolgreich verlaufen, nicht nur für die teilnehmenden Menschen und Unternehmen, sondern auch für die Umwelt und das Klima.

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