Was für ein Jahr in der deutschen Energiewelt: Die Energiepreise kannten nur einen Weg, nämlich den alpinen Weg nach oben. Gefolgt von der hektischen Suche nach Ideen, die bestmöglich vom Himmel fallen sollten, gepaart mit schnell formulierten Lösungsansätzen und gekrönt mit besserwisserischen Kommentaren von denjenigen, die vorher nicht gefragt wurden.

Die handelnden Personen an allen Schauplätzen dieses sehr komplexen Marktes waren nicht zu beneiden, sie standen unter Dauerstress. Egal ob Beschaffende, Handel, Stadtwerke und andere Vermarktende, ob Einkauf, Vertrieb oder Kundencenter, alle hatten bis über beide Ohren zu tun, mussten kurzfristig Anpassungen realisieren, auf den Weg bringen oder moderieren.

Und niemand hatte bis dahin Erfahrungen mit einem letztlich unerwarteten Krieg, einem unberechenbaren Kriegsherrn, einer abrupt beendeten Gasversorgung via Pipeline und einem zeitlich damit zusammenfallenden Herunterfahren der Energieversorgung aus Atommeilern in Deutschland sowie dem großflächigen Ausfall der französischen Kernkraft für die europäische Energieversorgung. Geschweige denn die Dauersorgen von Bürgerinnen und Bürgern sowie der Unternehmen, wie lange man diese Preise bezahlen könne, wenn man nicht sowieso schon an die Rücklagen gehen musste, soweit etwas vorhanden war und ist.

Kein leichtes Jahr für die Energiebranche und das Kommende wird wahrscheinlich schwerer. Denn dann kommen die Preissteigerungen in vollem Umfang auch bei denen an, die bisher wegen bestehender Verträge noch nicht betroffen sind. Dann gilt es, die Gasspeicher im Sommer wieder möglichst weit zu füllen, und zwar ausschließlich mit per Schiff angeliefertem LNG-Gas.

Dieser Umstand ist noch lange nicht bei allen Menschen angekommen. Man spricht zwar auf verschiedenen Ebenen vom „Sparen“, aber Normalbürger beziehen dies darauf, „über den Winter zu kommen“. Die Notwendigkeit, Ende Februar 2023 noch möglichst viel Gas in den Speichern zu haben, damit diese über den Sommer wieder gefüllt werden können, muss immer wieder an diversen Stellen veröffentlicht werden, um sich in den Köpfen der Verbrauchenden zu verankern. Aktuell hilft der mildere Winter, aber bei Bürgerinnen und Bürger muss das Bewusstsein gestärkt werden, dass es 2023 schwieriger wird, die Speicher ausschließlich via LNG-Schiffstransporte zu befüllen. Dafür ist ein sparsamer Umgang mit den lagernden Ressourcen ausgesprochen hilfreich.

Und es sollte auch deutlich angesprochen werden, dass der sparsame Gasverbrauch im Winter 2023 / 2024 ebenfalls fortgesetzt werden muss, um die Gasspeicher nicht zu überlasten. Da wird auch der Klimawandel keine Hilfe sein.

Es liegt noch sehr viel Arbeit vor den verantwortlich Handelnden und es wird wichtig sein, Ruhe zu bewahren und kontinuierlich, deutlich wie auch einfühlsam zu kommunizieren. Eine Aufgabe, für die alle Beteiligten Kraft, Energie und immer die richtige Formulierung brauchen.

Das Team des Energieverdichters wünscht darüber hinaus Gesundheit und Optimismus für das kommende Jahr.

(MW)

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