Vor noch nicht allzu langer Zeit hieß es auf den führenden Veranstaltungen der Wasserwirtschaft, wie der wat, dass Deutschland bei der Wasserversorgung kein Mengenproblem habe. Ganz im Gegenteil: Deutschland sei ein wasserreiches Land und werde es auch bleiben.

Ganz problemfrei ist die Branche jedoch nicht. Zwar kann die Trinkwasserversorgung laut Dirk Waider, technischer Vorstand der Gelsenwasser AG und DVGW-Vizepräsident Wasser, auf eine sehr stabile und sichere Versorgungsinfrastruktur zugreifen, die äußerst zuverlässig funktioniert. Doch habe sie vor diesem Hintergrund in der jüngeren Vergangenheit immer dann besondere Beachtung erfahren, wenn neue Herausforderungen oder Gefahren für die Trinkwasserversorgung offensichtlich wurden. Als Beispiele nannte er unter anderem die unsachgemäße Medikamentenentsorgung, die zunehmenden Nitratkonzentrationen, z. B. im Grundwasser, und die fortschreitende Alterung der Infrastruktur.

Lösungsansätze

Wie sehen Lösungsansätze aus? Branchenexperten weisen darauf hin, dass es in erster Linie nicht um Geld geht, sondern darum, ein Bewusstsein für eine zukunftssichere Wasserversorgung zu schaffen. Es handele sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die vor allem folgende Kernforderungen berücksichtigen müsse: Die gesetzliche Verankerung des Vorrangs der Trinkwasserversorgung, die Minimierung von Einträgen, die Einhaltung des Regelwerkes, den Erhalt des Anlagenwertes und das Erstellen von Zukunftsbildern.

Neben den genannten Punkten hat jetzt Fernseh-Professor Harald Lesch mit dem Hinweis auf eine mögliche Wasserknappheit in der Bundesrepublik für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Es wird berichtet, dass die Regenmenge zwar seit mehr als 100 Jahren statistisch leicht zugenommen habe. Doch würde aufgrund der Klimaerwärmung die Vegetationsphase in Deutschland früher beginnen und länger andauern, zudem ließen höhere Temperaturen das Wasser schneller verdunsten. Auch falle der Regen nicht immer dann vom Himmel, wenn die Natur ihn benötige. Angesichts dieser Entwicklungen weist Lesch auf Spanien hin, wo heute die Oberflächengewässer alleine für die Versorgung nicht mehr ausreichen. Die Folge sind immer stärkere Eingriffe in das Grundwasser mit der Gefahr, dass es in den unterirdischen Lagerstätten zu einer zunehmenden Versalzung kommt. Als Ausweg beschrieb er das Speichern von Regenwasser, ein verstärktes Wasserrecycling, einen kritischen Blick auf die Versiegelung von Böden sowie den Anbau von Pflanzen, die sich gut auf die neuen Bedingungen anpassen.

So oder so, das Thema Trinkwasser rückt wieder verstärkt in das öffentliche Interesse. Für Stadtwerke eine gute Gelegenheit, ihre Leistungsfähigkeit und ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit sachlich darzustellen. Immer vorausgesetzt, sie haben rechtzeitig die technischen und organisatorischen Voraussetzungen dazu geschaffen. Werden dann auch noch die oben genannten anderen Kernforderungen umgesetzt, sollte Deutschland langfristig über ausreichend Wasser in hochwertiger Qualität verfügen.

(OP)

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