Unter dem Motto „WIIIIIIIIIR“ fand der diesjährige Stadtwerkekongress des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) im beschaulichen Leipzig statt. Nach einer sympathischen Begrüßung der in diesem Kreis bekannten Moderatorin, Astrid Frohloff, und des Geschäftsführers der Stadtwerke Leipzig, Karsten Rogall, kam es gleich zu Beginn zu einem der Höhepunkte des diesjährigen Events. Denn unmittelbar nach Eröffnung der Veranstaltung wurde der online zugeschaltete Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Patrick Graichen, begrüßt und mit der für Versorger brennenden Frage konfrontiert, wie die Bundesregierung mit der aktuellen Situation und der damit verbundenen Versorgungssicherheit umzugehen gedenkt.

Während die Versorger recht erhitzt einen Rettungsschirm von Bund und Ländern forderten, versuchte Dr. Graichen die EVU-Gemüter mit politischen Floskeln wie „das Ziel ist, gut durch die beiden nächsten Winter zu kommen“ zu beruhigen und verwies darauf, dass die Politik den zügigen Ausbau der Erneuerbaren als Lösungsansatz sieht. Von dem „WIIIIIIIIIR-Motto“ waren die Teilnehmenden in dieser Phase des Kongresses relativ weit entfernt, denn dies waren ja nicht die einzigen Probleme – Uniper-Verstaatlichung und die damit in Zusammenhang gebrachte Gasumlage waren weitere Stichworte. Keine guten Voraussetzungen für einen gelungenen Dialog zwischen Politik und „Daseinsvorsorgern“. Hatte der ursprünglich angekündigte Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck in weiser Voraussicht deshalb seinen Staatssekretär geschickt?

Guntram Pehlke, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Dortmund, empfahl eindringlich „in der Krise funktionieren nur die einfachen Modelle“, aber wirklich lösen konnte dieser Beitrag die Problematik nicht, denn auch auf vergangenen VKU-Veranstaltungen wurden Forderungen nach vereinfachten Methoden laut. Bei diesem Thema blieb somit an diesem Tag der Dampf im Kessel.

Andere Themen, andere Stimmung

Ein weiterer, aber sehr viel weniger kontrovers diskutierter Punkt war das Thema Employer Branding, das aus Sicht der drei Entscheiderinnen Marion Rövekamp (EWE in Oldenburg), Nina Zimmermann (von der Unternehmensbewertungsplattform kununu) und Stefanie Müller (Stepstone, Recruiting-Plattform) in vielen Unternehmen vernachlässigt wird. Man war sich einig: Ohne Personal sind diverse Zukunftspläne nicht realisierbar und ein Blick ins Innere der Stadtwerke und der Kultur sei notwendig, um Personal zu halten und Herausforderungen erkennen sowie ändern zu können.

Dabei ist das Problem, qualifiziertes Personal zu finden, kein Unbekanntes und sicherlich nicht nur mit höheren Gehältern zu bewältigen, vor allem wenn es um operative Tätigkeiten geht. Auffällig war, dass bei dieser rein weiblich besetzten Runde, das „WIIIIIIIIIR -Motto“ wieder zum Vorschein kam und die zu Beginn des Tages spürbare Ungeduld der Versorgerbranche einem gemeinschaftlichen Ziel der drei Protagonistinnen wich. Eine angenehme Wahrnehmung an diesem Tag.

Gerade in Bezug auf die historische Situation der Versorgungsunternehmen bleibt abzuwarten, wann und wie sich die Branche in den nächsten Wochen und Monaten verändern wird und muss, um für die Zukunft gewappnet zu sein.

Positiv in die Zukunft blickt hoffentlich der kommende VKU-Stadtwerkekongress, der am 26. und 27. September 2023 in Köln stattfinden wird, wenn die rheinische Metropole als Medienstadt die Vertreterinnen und Vertreter einlädt. Apropos Medienstadt: Ein Lob an den Veranstalter und die ausführenden Partner – technisch lief bis auf kleine anfängliche Schwierigkeiten in der Videoübertragung alles wie am Schnürchen. Da liegt die Latte für Köln nicht niedrig.

(OP)

 

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