Ein Blick auf die letzten Monate macht deutlich: Der Winter war nicht nur wieder einmal zu warm, abgesehen von einigen sehr schönen Tagen waren die Monate von Dezember bis März in der Summe ziemlich regnerisch. Eine gute Botschaft für die Wasserwirtschaft – sollte man meinen.

Doch die aktuelle Realität sieht anders aus. Für Mitte März weist der Dürremonitor des Leipziger Helmholtz Zentrum für Umweltforschung für den Norden, Osten und die Mitte Deutschlands eine extreme bis außergewöhnliche Dürre  in knapp zwei Meter Tiefe aus. Dementsprechend lesen sich auch Beiträge in der Presse. So berichten beispielsweise die Stuttgarter Nachrichten, dass der Grundwasserspiegel in Baden Württemberg im Januar an 60 Prozent der Messstellen niedriger als ein Jahr zuvor war und zitiert einen Umweltexperten, der sich am liebsten Dauerregen bis Ostern wünscht. Unter dem Titel „Wenn das Wasser knapp wird“ geht der Wiesbadener Kurier auf eine Gefahrenabwehrverordnung ein, mit der Gemeinden bei Versorgungsnotständen den Verbrauch von Trinkwasser einschränken können. Und die taz weist im Gespräch mit dem Ökosystemforscher Dietrich Borchardt darauf hin, dass Schnee und Niederschläge in diesem Winter nicht ausgereicht haben, um die Folgen der Wasserdefizite seit 2018 auszugleichen. Nur einige Stimmen einer breiten medialen Berichterstattung.

Stetige Kontrolle angebracht

Was heißt das konkret für unser Trinkwasser? In der Bundesrepublik liegt die Menge an Grund- und Oberflächenwasser, die wir theoretisch nutzen können, im langjährigen Mittel bei jährlich etwa 188 Milliarden m³. Allerdings unter starken Mengenschwankungen von Jahr zu Jahr. Gleichzeitig sind die Wasserentnahmen über die letzten Jahrzehnte deutlich zurückgegangen. Das  Umweltbundesamt verweist auf eine optimierte Wasserkreislaufführung in der Industrie, die Reduzierung von Kühlwasser für Kraftwerke und Einsparungen bei der öffentlichen Wasserversorgung. Letztere nehmen mit 2,8 Prozent nur einen Bruchteil der erneuerbaren Wasserressourcen in Anspruch. Auch ist der Verbrauch in privaten Haushalten seit 1990 bis heute von 144 Litern/Person/Tag auf 123 Liter zurückgegangen. Angesichts dieser Fakten kommt das Umweltbundesamt zu der Feststellung, dass es in Deutschland keinen flächendeckenden Wasserstress gibt. Man spricht von Wasserstress, wenn die gesamte Wasserentnahme eines Jahres mehr als 20 Prozent der langjährigen mittleren Verfügbarkeit ausmacht. Mit 12,8 Prozent (2016) liegt Deutschland deutlich unter dieser Grenze.

Auch wenn kein Grund zu übertriebener Sorge zu bestehen scheint, spricht doch einiges dafür, die Verbraucher systematisch zum Thema „Wasser“ zu informieren und für einen verantwortungsvollen Umgang damit zu sensibilisieren. Anlässlich des Weltwassertages, der am 22. März stattfand, hat der BDEW den Versorgungsauftrag der Branche unterstrichen und gleichzeitig auf neue Herausforderungen hingewiesen. „Die zunehmende Zahl extremer Wetterereignisse aufgrund des Klimawandels, wie Dürreperioden oder Starkregen machen Anpassungen der Wasserinfrastruktur notwendig“, heißt es in einer Pressemeldung des Verbandes. Hinzu kommen Verschmutzungen durch Arzneimittelrückstände und Nitrateinträge. Um diesen Herausforderungen zu begegnen und die Anlagen in Stand zu halten, investiert die Branche nach eigenen Angaben daher jährlich rund 3 Milliarden Euro.

Angesichts dieser Aussagen verwundert es nicht, dass Wasserqualität und Versorgungssicherheit auf der Agenda der meisten kommunalen Unternehmen ganz oben stehen. Es gilt, die weitere Entwicklung aufmerksam zu beobachten und vorausschauende Maßnahmen einzuleiten. Einen Königsweg gibt es dabei aber nicht. Vielmehr sollte die jeweilige Situation vor Ort mit ihren ganz speziellen Eigenheiten im Mittelpunkt stehen. Experten weisen darauf hin, dass an einer langfristigen Planung kein Weg vorbeiführt. Denn eine sichere Wasserversorgung und hohe Wasserqualität werden an Bedeutung zunehmen und langfristig ein „Thema“ bleiben.

(GL)

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