Der VKU-Stadtwerkekongress als kommunale Schwerpunktveranstaltung in der zweiten Jahreshälfte stand in Kassel unter der Überschrift “Verstehen. Verbinden. Vernetzen.“ und brachte für Ausstellende wie Teilnehmende recht unterschiedliche Ergebnisse mit sich.
Der Einstiegsimpuls der hessischen Ministerin der Justiz Eva Kühne-Hörmann war ein erster, sicherlich ungewollter, Stimmungshinweis für die Gesamtver-anstaltung. Die Ministerin hob in ihrer Einstiegsrede auf Probleme und Unsicherheiten bei der gesetzgeberischen Neugestaltung der energiepolitischen Regularien ab und spiegelte damit gleich zu Beginn die aktuelle Stimmung ein wenig wieder: Viele sind motiviert und engagiert etwas zu tun, aber genauso viele sind auch unsicher, was das Richtige zum angemessenen Zeitpunkt ist.

Geschäftsmodelle gesucht – auch immer gewollt?

Ob Digitalisierung, Erweiterung des Infrastrukturangebots, Personalfindung oder neue Geschäftsmodelle in jeglicher Richtung – man spürt sowohl Innovationsdruck wie auch Motivation etwas Neues und ökonomisch wie (mittlerweile) auch ökologisch Sinnvolles auf den Weg zu bringen. Nur nimmt man auch gleichzeitig die Unsicherheit wahr, welches der richtige Weg für das individuelle Unternehmen in der jeweiligen Region und im jeweils speziellen politischen Umfeld ist.
Stichwort Geschäftsmodelle: Da berichtet Dirk Kempke, Geschäftsführer der Stadtwerke Parchim, über seine aus Marketingsicht herausragende Idee, sein Wasser aus einer Tiefe von 181m als Mineralwasser zertifizieren zu lassen und als Premium-Produkt zu vermarkten. Und Ralf Jung, Geschäftsführer der ESWE AG-Tochter WITCOM aus Wiesbaden stellt das erfolgreiche Konzept der Standortvernetzung mittels Glasfaser durch sein Unternehmen vor. Zwei nach vorn gerichtete Ansätze der so oft angesprochenen Daseinsvorsorge für die Bürger, die jedoch viel weniger Zustimmung der Teilnehmenden erfahren, als die „dem Stadtwerken zugefallenen“ Vermarktungsangebote aus Schwedt und Konstanz mit den Aufgabenstellungen Hafen, Kino und Fährbetrieb zu unterhalten. Der Eindruck des außenstehenden Betrachters: Der unternehmerische Gedanke des Machens und Tuns – auch mit der Gefahr des Misserfolgs – ist noch nicht tief genug in den Köpfen verankert oder wird durch politische Einflussnahme ausgebremst. Beides eine schlechte Basis für die Entwicklung einer auf das eigene Unternehmen bezogenen Daseinsvorsorge bei den kommunalen Versorgern.
Einig sind sich diverse Verantwortliche der kommunalen Versorger in ihren Beiträgen, dass die Digitalisierung im Vertrieb und das Erreichen der nachwachsenden Zielgruppen auf (sozial)-medialen Kanälen an erster Stelle steht. Sie müssen, wie es Henry Otto, Leiter Beratung Energiewirtschaft bei PWC in seinem Vortrag zu Ergebnissen einer Studie aus dem eigenen Hause hervorhob „in der Lebenswirklichkeit ankommen“. Das tun die kommunalen Versorger beileibe noch nicht immer und hier gibt es gerade im Sinne der Costumer Journey auf dem Weg vom potenziell Interessierten bis zum preisunabhängigen Vertragsabschluss noch Vieles zu tun.

Personal dringend gesucht – Offen für einen Perspektivenwechsel

Spürbare Veränderungen im Denken wie im Handeln konnte man aber auch beim diesjährigen Branchentreffen finden. Großes Interesse an der von Bernd Reichelt, Personalmanager und Mitglied der Geschäftsleitung der Stadtwerke Menden, präsentierten Umsetzung einer flachen Personalhierarchie mit verantwortlichen Teamleitern offenbarte die offene Gesprächs- und Diskussionsrunde der Teilnehmenden der Themensession zur Arbeitgebermarke Stadtwerk. Überhaupt kam in dieser Runde ein echter, informativ spannen-der und für die Teilnehmenden gewinnbringender Austausch zwischen Vortragenden und Publikum zustande. Auch die fundierten Beiträge von Kerstin Abraham, Vorstandsmitglied Stadtwerke Krefeld trugen dazu bei, dass in diesem Veranstaltungsteil eine positive Aufbruchstimmung sichtbar wurde und man über andere Formen des Arbeitens und der MitarbeiterInnen-Gewinnung nachdenkt.
Bei den Ausstellern gingen die Meinungen zum Erfolg der Teilnahme recht weit auseinander. Von „vielen erfolgversprechenden Gesprächen und hoher Zufriedenheit“ über noch unentschiedene Einschätzung der gemachten Kontakte bis hin zur Unzufriedenheit über „zu wenig teilnehmende Stadtwerke und zu viele Dienstleister“ spreizten sich die Aussagen bei einer konkreten Nachfrage an den Ständen. Nachdenklich macht, dass scheinbar weniger Aussteller den Weg zur Veranstaltung gefunden haben, denn „Spielwiesen“ und „Naschbars“ zeugten eher von einer fehlenden Auslastung als von einem fehlenden Gesamtkonzept einer sonst gut organisierten Veranstaltung. Auch hier bleibt eine gewisse Unsicherheit zur Zukunftsentwicklung bestehen.

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