Schon vor längerer Zeit ging das Thema durch die Meinungslandschaft – nun hat das norwegische Unternehmen Tibber den Startknopf gedrückt und ist jetzt auch in Deutschland aktiv. Das Geschäftsmodell des Ökostromanbieters aus dem Norden Europas sollten sich deutsche Stadtwerke genau ansehen, denn es hat das Potential zu einem echten Wettbewerber in der hiesigen Energieanbieterlandschaft zu werden.

Warum?

Tibber kauft den Strom kurzfristig am Markt ein und gibt nur die tatsächlich angefallenen Kosten weiter. Tagesaktuell. Daraus wird z. B. in Köln beim Schreiben dieses Beitrags ein Preis von 20,82 Cent/kWh brutto. Hinzu kommt eine monatliche Service-Gebühr (bei kommunalen Versorgern der Grundpreis) in Höhe von 3,99 Euro brutto (3,35 Euro netto). Damit verdient Tibber Geld – sagen sie. Mehr dazu später.

Ein insgesamt sehr attraktives Angebot, wenn man es nach der Verivox- / Check24 – Methode mit den Preisen des Grundversorgers in Köln vergleicht. 5,5 Cent brutto weniger beim Arbeitspreis, selbst beim Regionalpreis sind es immer noch 5 Cent/kWh weniger. Das sind runde 20 Prozent beim Arbeitspreis. Beim Grundpreis spart man nochmals 9,75 € monatlich. Da kämen im Jahr bei einem Durchschnittshaushalt mit 4.000 kWh schnell gut 300 € zusammen.

Aufpassen…

Doch ganz so schön ist es nicht: Bei steigenden Börsenpreisen bewegen sich die Kosten natürlich nach oben. Und man kann erst im Nachhinein feststellen, ob diese Vertragsvariante einen wirklichen monetären Vorteil bringt. Tibber selbst verdient Geld über eine monatliche Service-Gebühr in Höhe von 3,99 Euro brutto. Das reicht natürlich nicht zur Deckung aller Kosten aus, die vorhersehbare Ertragslücke soll daher über die Einnahmen und Gewinne aus einem Shop, genannt „Tibber-Store“, ausgeglichen werden. Denn das kommunizierte Ziel von Tibber ist das Angebot eines smarten Ökosystems, bestehend aus Geräten und Dienstleistungen, über das dann auch die notwendigen Erträge erzielt werden sollen.

Die Produktpalette beinhaltet die Smart-Home-Ausstattung von steuerbaren Leuchtmitteln über smarte Steckdosen, Thermostaten und Steuerungsgeräte für das digitale Zuhause bis hin zu Wallboxen, die das Laden des Fahrzeugs zu den immer niedrigsten Kosten versprechen. Die aus Kundensicht wirkungsvollsten Funktionen dieser Produkte sind sicherlich, dass die Smart-Home-Funktionalitäten, die Heizungssteuerung oder die Ladevorgänge alle über die Tibber-App gesteuert werden können.

Auch die Lieferbedingungen sind auf die digitale Zukunft ausgerichtet: Stundengenauer Tarif, kontinuierliche Preisanpassung, monatliche Kündigungsmöglichkeit bei einer stets transparenten Preiszusammenstellung in Kombination mit geringer Servicegebühr. Alles sehr kundenorientiert und ein mögliches Argument für das Nachdenken über einen Wechsel.

… und Hinschauen

Aus unserer Sicht eine spannende Offerte und ein für Verbraucher hochattraktives Produktarrangement. Garniert mit einer kurzen Kündigungsfrist, einem augenscheinlich günstigen Preis, durchdachten App-Funktionen und Kooperationen mit Automobilherstellern ergibt sich ein Gesamtmenü, das zukunftsorientierte und rechnende Menschen zumindest zum Probieren animieren könnte. Und wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, lässt erfahrungsgemäß ungern davon ab. Also Stadtwerke: Hingucken, Geschäftsmodell begutachten und die eigenen Strategien zukunftsfähig umbauen, damit dem neuen Marktteilnehmer auch Paroli geboten werden kann. Wir stehen gerne zur Unterstützung bereit.

(OP)

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