Die deutsche Energiewirtschaft steht vor schwierigen Aufgaben. Was allgemein bekannt ist, hat die Thüga-Gruppe jetzt mit konkreten Zahlen untermauert. Auf einer Pressekonferenz am heutigen Montag berichtete das Unternehmen von einer deutlich rückläufigen Entwicklung der Wertschöpfung in der Branche. Unter Mitwirkung von knapp 40 Energieversorgern unterschiedlicher Größe und der Beratungsgesellschaft A.T. Kearny wurde die Entwicklung des Gewinns vor Steuern und Zinsen untersucht. Das Ergebnis: Der EBIT der gesamten Energie- und Wasserversorgungsunternehmen wird um etwa 21 Prozent von 19,8 Milliarden Euro in 2011 auf 15,6 Milliarden Euro in 2024 zurückgehen. Dabei gibt es nach der Einschätzung der Thüga Gewinner und Verlierer in den einzelnen Geschäftsfeldern. Während die Wertschöpfung des Netzbereiches weitgehend konstant bleibt (von 4,9 Mrd. Euro auf 4,7 Mrd. Euro), muss die zentrale Erzeugung, die von 8 Milliarden Euro auf 3,8 Milliarden Euro zurückgeht, erhebliche Einbußen hinnehmen. Gleiches gilt für den Handel, der sich ebenfalls von 2,8 Milliarden Euro auf 700 Millionen Euro verschlechtert. Gewinner ist dagegen die dezentrale Erzeugung. Hier soll das Gesamtergebnis von 1,9 Milliarden Euro auf 4,9 Milliarden Euro ansteigen.

Die Ursachen der Situation

Ausschlaggebend für das Szenario sind sich deutlich verändernde Marktbedingungen. Liberalisierung, Regulierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung werden als wesentliche Treiber den Strukturwandel in der Energiebranche beschleunigen, hieß es. So weit, so schlecht. Doch welche Schlüsse sind daraus zu ziehen? Und gibt es überhaupt belastbare Handlungsoptionen? Die Thüga sprach sich auf der Pressekonferenz frei nach dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ für eine Fokussierung auf die Kernkompetenzen aus. Im Detail bedeutet das je nach Unternehmenssituation und –größe die kontinuierliche Optimierung und bedarfsweise Restrukturierung von zentraler Erzeugung und Handel. Gleichzeitig soll ein strenges Kostenmanagement bei den dezentralen Energien deren Wettbewerbsfähigkeit stärken. Weitere Empfehlungen waren eine stark kundenorientierte Vertriebsstrategie mit deutlicher Positionierung als Marke und  die Nutzung der Digitalisierung als Hebel für neue Geschäfte in den Bereichen Netz und Vertrieb.

Maßnahmen für die Zukunft

Gut gemeinte Ratschläge sind das eine, deren Befolgung und Umsetzung das andere. Hier blieb sich das Münchner Unternehmen jedoch treu und stellte drei konkrete Maßnahmen vor. Maßnahme eins: Über eine Optimierung des Beratungsangebots sollen die Partner der Thüga-Gruppe neue Geschäftsfelder erschließen. Die Unterstützung umfasst unter anderem IT-Lösungen, das Lizenzmanagement und Benchmarkingprojekte.

Um diese Aufgaben effizient umzusetzen, wurden – Maßnahme zwei – das bestehende Beratungsangebot auf den Prüfstand gestellt und die sieben einzelnen Servicegesellschaften des Unternehmens stärker miteinander verzahnt. Von Vorteil sei dabei, einen größeren Bedarf in der Gruppe zu erfassen und so Synergien zu heben – beispielsweise bei der Einführung von intelligenten Messsystemen. „Wir sehen kaum eine Chance, dass sich Stadtwerke hier in einer Stand-alone-Position behaupten. Thüga hat mit rund sieben Millionen Zählern das deutschlandweit größte Bündelungspotenzial“, beschrieb Michael Riechel, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens die Perspektiven.

Bleibt noch die dritte Maßnahme. Genannt wurde ein weiteres Wachstum, das über Beteiligungen angestrebt werde. Künftige Partner können sowohl klassische Versorgungsunternehmen wie auch innovative Start-ups sein.

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