Bereits vor einiger Zeit berichteten wir von einem Radweg in den Niederlanden, der durch die Verlegung von befahrbaren Solareinheiten  Strom erzeugt. Nun gibt es eine Weiterentwicklung, die in Rio de Janeiro dafür sorgt, dass ein Fußball-Kunstrasenplatz abends für zwei Stunden auch in der Dunkelheit genutzt werden kann.

Das Prinzip ist relativ einfach: Unter dem Kunstrasen sind 200 Kinetik-Platten verbaut, die sieben Watt Strom erzeugen können, wenn die Spieler darüber laufen. Jeder Schritt, ob von Kindern oder Erwachsenen, die während des gesamten Tages darauf spielen, wird automatisch in elektrische Energie umgewandelt und in einem Speicher am Rande des Fußballplatzes „gelagert“.

Kick am Abend kein Problem

Die Erfahrungen der Kickerinnen und Kicker vor Ort zeigen, dass die gespeicherte Energie meist für ca. zwei Stunden ausreicht. So kann hier, in einer Favella mitten in Rio, jeden Abend auch nach Anbruch der Dunkelheit gespielt werden.  Früher ließen fehlende Energie und Stromausfälle dies längst nicht immer zu. Diese Probleme gehören der Vergangenheit an.  Abends ab ca. 20 Uhr, wenn es nicht mehr so heiß ist, treffen sich die Anwohner auf dem Platz und vergessen irgendwann beim Spiel, dass ihre Aktivitäten sie zu einer Art „laufendem Kraftwerk“ machen. Als Backup sind zusätzlich Solarpanels auf dem Tribünendach installiert.

Technik noch nicht massenkompatibel

Die Anlage besteht bereits seit 2014 – zur Eröffnung kam damals auch  Brasiliens Fußballlegende Pelé – und arbeitet seitdem problemlos. Ein Öl-Multi finanziert diese „Energiegewinnung von Morgen“. Über die genauen Kosten schweigt man sich aus – massenkompatibel scheint die Lauf-Energie bisher noch nicht zu sein. Denn sonst würden sich mehrere solcher Projekte finden lassen.

Das britische Unternehmen Pavegen, dessen Gründer Laurence Kemball-Cook mit der Platten-Idee die Energieversorgung revolutionieren will, weist auf folgenden Aspekt hin: „Sobald die Technologie einem Preis von gewöhnlichen Platten entspricht, können wir einen wesentlichen Beitrag zur Energieerzeugung liefern. Das Potenzial für die kinetische Energie im städtischen Umfeld, wo es jede Woche Millionen von Schritten gibt, ist riesig.“

Rund 100 Projekte hat man realisiert, neben einem weiteren Fußballplatz in Lagos auch am Flughafen London-Heathrow, wo die Passagiere mit ihren Schritten dafür sorgen, dass die Beleuchtung in einem Terminalteil realisiert wird. Die Verbindung von Bewegung der Menschen und Stromerzeugung im Boden, wie am Beispiel in Rio de Janeiro, könnte eine Zukunftsoption sein.

Der Radweg in den Niederlanden mit den Solarzellen unter Glasplatten produzierte auf dem ca. 70 Meter langen Abschnitt innerhalb eines Jahres so viel Energie, um drei Haushalte  mit Strom zu versorgen.

Quelle: DPA

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