Dass Stadtwerke auch im wettbewerbsintensiven Umfeld mit dem „Brot und Butter-Geschäft“ gut leben können, machte jetzt die Aachener Stawag AG auf ihrer Jahrespressekonferenz deutlich. „Mit jedem Jahresergebnis, das über 20 Mio. Euro liegt, sind wir sehr zufrieden“, betonte Vorstand Dr. Christian Becker. Nach dem Rekordergebnis von 2015 in Höhe von 35 Mio. Euro, das allerdings maßgeblich durch Sonderfaktoren geprägt war, erzielten die Aachener 2016 einen Gewinn von 23,5 Mio. Euro. Der Umsatz lag im gleichen Zeitraum mit 383 Mio. Euro deutlich unter Vorjahresniveau. Ausschlaggebend für den Rückgang war die geringere Stromproduktion in den beiden Kohle- und Gaskraftwerken in Lünen und Hamm, an denen die Stawag beteiligt ist. Hier machte sich der Wettbewerbsnachteil konventioneller Anlagen gegenüber den erneuerbaren Energien deutlich bemerkbar.

Belastung bei der konventionellen Stromproduktion

Geprägt war der Geschäftsverlauf laut Dr. Christian Becker, Mitglied des Vorstands der Stawag, durch zwei gegenläufige Entwicklungen. Insbesondere die Beteiligung am Kohlekraftwerk in Lünen habe zu einer Belastung zwischen 12 und 13 Mio. Euro geführt. Deutlich erfreulicher sah es dagegen im Kerngeschäft, dem Verkauf von Strom, Gas und Fernwärme sowie den Netzen, aus. Dank einer ausgeprägten Kundenorientierung sei hier in einem wettbewerbsintensiven Umfeld ein Großteil der positiven Erträge erwirtschaftet worden. Der Marktanteil der Aachener liegt in der Kaiserstadt bei 80 Prozent beim Strom und 70 Prozent beim Gas. Hinzu kamen positive Beiträge von allen Beteiligungsgesellschaften, so dass die Verluste aus dem konventionellen Kraftwerksgeschäft deutlich überkompensiert werden konnten.

Erfreuliche Entwicklung bei den Erneuerbaren Energien

Für die weitere Geschäftsentwicklung setzt die Stawag, auf eine Stabilisierung der Marktposition im Kerngeschäft durch Service, lokale Nähe und Kundenbindungsprogramme. Auch will man digitale Kundendaten nutzen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und den online-Service zu verbessern. Darüber hinaus sollen gemeinsam mit anderen Kommunen neue Stadtwerke gegründet und die Dienstleistungsangebote für Dritte ausgebaut werden. Eine wichtige Rolle spielen zudem die erneuerbaren Energien. Ihre Erzeugungskapazität wurde 2016 um rund 30 MW auf insgesamt 150 MW ausgebaut. Die überwiegend an Land installierten Windanlagen produzierten im letzten Jahr insgesamt 295.000 Megawattstunden, was in etwa der Hälfte des Stawag-Stromabsatzes an Privat- und Gewerbekunden entspricht. Ziel des Unternehmens ist, bis 2020 den vollständigen Bedarf regenerativ zu erzeugen. Allerdings könnte sich der Zeitpunkt auch noch etwas nach hinten verschieben, da es nicht ganz einfach sei, geeignete Standorte für neue Anlagen zu finden, räumte Vorstandskollege Dr. Peter Asmuth ein.

Beim Ausblick auf das laufende Jahr zeigte sich das Unternehmen zuversichtlich. Die ersten sechs Monate seien recht gut verlaufen, so dass man davon ausgeht, außerhalb von Aachen erneut wachsen und insgesamt wieder ein gutes Ergebnis auf Vorjahresniveau erzielen zu können.

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