Jetzt ist es soweit. Was jahrelang undenkbar schien, wurde am Sonntag per Pressemeldung bekannt: Die beiden Rivalen E.ON und RWE tauschen Assets und stellen sich neu auf. Der Ansatz scheint interessant und stößt in der Finanzwelt auf eine überwiegend positive Resonanz. Über die Auflösung von „innogy“ baut E.ON das lukrative Netz- und Vertriebsgeschäft aus; RWE wird zum größten Produzenten von Strom aus konventioneller und regenerativer Erzeugung.

In Zeiten nationaler europäischer Champions dürfte die Politik diese Entwicklung durchaus positiv sehen. Geht es doch nicht um eine vermeidliche Marktmacht, sondern um ein nationales Gegengewicht, das für mehr Versorgungssicherheit steht. Die Chancen, dass die Pläne der beiden Unternehmen Realität werden, sind also nicht schlecht. Auch wenn aus dem Kreis der kommunalen RWE-Aktionäre kritische Stimmen zu hören sind.

Und wie stellt sich die Lage für die beiden Unternehmen dar? Unstrittig ist, dass das Netzgeschäft verlässliche Erträge bringt und im Rahmen der Energiewende weiter an Bedeutung gewinnen dürfte. Die Risiken sind überschaubar, und eine Langfristperspektive ist gegeben. Das gilt auch für den Vertrieb. Denn E.ON hat die Flexibilität, den Strom europaweit zu günstigen Konditionen einzukaufen.

Die Zukunft muss es zeigen

Anders sieht die Situation für RWE aus. Braun- und Steinkohlekraftwerke sind mittelfristig Auslaufmodelle und haben bereits heute erhebliche Akzeptanzprobleme. Hinzu kommen europaweite Überkapazitäten mit entsprechendem Preisdruck. Hier hängt künftig einiges von der Politik und der Frage ab, ob ein Kapazitätsmarkt kommt. Und wie sieht die Situation bei den „Erneuerbaren“ aus? Erste Fördermodelle laufen bald aus, neue Windstandorte sind nur schwer zu erschließen, und Technologien wie P2G befinden sich noch in der Startphase.

In der Summe scheint die Zahl der unkalkulierbaren Risiken bei RWE größer als bei E.ON. Auch wenn einmal Dividenden aus der E.ON-Beteiligung fließen, hängt doch viel davon ab, inwieweit es gelingt, einen großen, international wettbewerbsfähigen Player bei den Erneuerbaren Energien aufzubauen. Vieles spricht dafür, dass die Pläne von RWE und E.ON gut für den Standort Deutschland sind. Ob sich daraus für beide Unternehmen eine win-win-Situation ergibt, muss die Zukunft zeigen.

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