Die Stimmen, die einen schnellen Ausstieg aus der Kohle fordern, werden zunehmend lauter. Doch wo soll der Strom herkommen, wenn Kohlemeiler und gleichzeitig Atomkraftwerke heruntergefahren werden? Sonne und Wind können es alleine nicht richten. Und wie sind Engpässe zu managen? Antworten auf diese Fragen will jetzt eine Studie geben, die am Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der RWTH Aachen von Prof. Dr. Albert Moser durchgeführt wurde.

Demnach könnten die in Deutschland installierten Gaskraftwerkskapazitäten die Stromerzeugung aus Braunkohlekraftwerken ersetzen und dabei jährlich ca. 70 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Zur Aufrechterhaltung der notwendigen Netzstabilität seien darüber hinaus entsprechende Redispatch-Maßnahmen erforderlich, heißt es weiter. Die Untersuchung der RWTH Aachen basiert auf stundenscharfen Verbrauchsdaten. Unter Anwendung bestehender Marktregeln wurden in der Folge der Kraftwerkseinsatz im europäischen Strommarkt simuliert und die Auswirkungen auf die Netzsicherheit im Jahr 2020 ermittelt. Dabei zeigte sich, dass Gaskraftwerke in der Lage sind, den Wegfall von Kohlestrom ohne den Zubau neuer Anlagen allein durch eine höhere Auslastung der im Bundesgebiet verteilten Anlagen zu decken. Allerdings müsse in diesem Szenario eine weitere Netzreserve aufgebaut werden, da die derzeit hierfür genutzten Gaskraftwerke dann in der Grundlast tätig wären. In diesem Zusammenhang wird darauf verwiesen, dass eine noch detaillierter zu prüfende Option die Überführung von Braunkohlekraftwerken in die Netzreserve sein könnte. Genannt wurde ein Volumen von etwa 3,6 TWh pro Jahr.

Zu den Emissionsvorteilen heißt es im Detail: Durch den deutlich geringeren Kohlendioxidausstoß der Gaskraftwerke werde eine jährliche Gesamtemissionsminderung von rund 70 Millionen Tonnen CO2 erreicht. Dabei wurde der Braunkohle im Mittel eine Emission von 1.000 Gramm pro erzeugter kWh zugeschrieben, während für Gaskraftwerke bei gleichem Output etwa 350 Gramm unterstellt wurden. Die jährlichen volkswirtschaftlichen Mehrkosten beim favorisierten Erdgaseinsatz zur Stromerzeugung von 3,5 Milliarden Euro ergaben sich aus den höheren Brennstoffkosten und schlossen den Redispatchbedarf, nicht aber die Vorhaltung einer Netzreserve mit ein. Die Studie könnte ein interessanter „Baustein“ in der aktuellen Kohle-Diskussion werden. Auf Reaktionen von der einen wie der anderen Seite darf man gespannt sein.

Die 16-seitige Studie kann im Download-Bereich des DVGW heruntergeladen werden.

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