Mit Einführung der Smart Meter in den Haushalten beginnt für viele Verbraucher eine völlig neue Zeitrechnung, denn dann kann jeder Verbraucher seine Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahreswerte individuell selbst ablesen. Den aktuellen Verbrauch erhält er in einem 15-Minuten-Rhythmus, wenn man es denn will. Eine App auf dem Smartphone erlaubt die Ablesung der gewünschten Daten dann auch an jedem Ort.
Und die Versorgungsunternehmen können auf diesem Kanal in eine neue Zeitrechnung der Kundenbeziehung eintreten, denn gerade zu Beginn werden sicherlich viele Verbraucher ihre Daten abrufen und interessiert verfolgen, wie unterschiedlich der Energiebedarf z.B. in den Jahreszeiten, Tageszeiten oder an Wochentagen ist. Aber dies ist noch Zukunftsmusik, denn die Durchdringung des Marktes mit Smart Metern schreitet langsamer voran als vorgesehen.
Wie aber nutzen die kommunalen Energieversorger die Apps unserer Smartphone-Nutzer in der Zeit bis dahin? Schließlich erfreuen sich dieser großer Beliebtheit und können im Alltag helfen, aber auch die Kommunikation zwischen Energieversorger und (potentiellen) Kunden erleichtern.
Die nächsten Haltestellen orten, die aktuellen Abfahrtszeiten abrufen oder bargeldlos das passende Ticket kaufen. All das bietet nahezu schon jedes Stadtwerk an. Aber was gibt es noch für Möglichkeiten?
Wir haben uns einmal umgesehen und den EVUs auf den digitalen Zahn gefühlt.
Die Stadtwerke Iserlohn informieren die User über Entwicklungen und Trends in der Energiebranche und teilen die neuesten Aktivitäten der Stadtwerke mit. Wer seinen Zählerstand nicht mehr per Post einreichen will, kann diesen ganz bequem per App den Stadtwerken übermitteln. Link zur App
Auch die App-solut-ESTWmobil der Erlanger Stadtwerke hält die Nutzer auf dem aktuellen Stand. Baustelleninfos, Öffnungszeiten, Energie-News oder die nächstgelegenen Tankstellen für Erdgas und Strom finden, all dies ist über ein eigenes Icon im Menü abrufbar.
Ob ein Abfallbehälter überfüllt ist, Spielgeräte beschädigt sind, wild geparkt wird, Straßenlampen nicht leuchten oder Schlaglöcher auffallen: all diese Mängel können über die App „KA-Feedback“ der Stadtwerke Karlsruhe gemeldet werden.
Aber es geht auch mit jeder Menge Spaß, das zumindest verspricht die „I love Düsseldorf“-APP der Stadtwerke Düsseldorf.
Herzstück der App ist der individuelle Kampagnen-Editor, bei dem Nutzer eigene Motive im Layout der aktuellen Werbekampagne der Stadtwerke Düsseldorf erstellen können. Einfach ein Objekt aussuchen oder auch selbst fotografieren. Dann noch den Stadtteil wählen – fertig.
Außerdem gibt’s das lustige Puste-Windrad, bei dem jeder seine Power testen kann. Und Licht ins Dunkel bringt schließlich die App-Taschenlampe, deren Beleuchtungsfarbe sich ganz nach Stimmung wechseln lässt.
Wirkliche Innovationen und Highlights haben wir nicht gefunden.
Oder ist uns da etwas durchgegangen?
[…] Ist die Antwort darauf: “Der Kunde sieht jedes Mal, wenn er die App nutzt, mein Logo.” Dann – sorry – wirkt die App nicht besser und nicht schlechter als ein Werbegeschenk. In diesem Fall wäre sie aber ein sehr teures Werbegeschenk, wobei fraglich ist, ob der Kunde diesen Wert erkennt. Aber es gibt auch Beispiele, wie eine solche Integration der App in die Nutzenwelt der Kunden gelingen kann. Allerdings muss ich dafür auf andere Branchen ausweichen. So bietet die HanseMerkur Versicherung eine App an, mit der man – als Privatpatient – seine Rechnungen ganz einfach einscannen kann und sich somit den Schriftverkehr bei der Abrechnung spart. Bei der Bahn kann ich nicht nur die Zugverbindung heraussuchen und buchen, sondern ich spare mir auch den Ausdruck eines Tickets. Bei diesen Apps hat der Kunde wirklich das Gefühl, dass das jeweilige Unternehmen ihm mit der App einen echten Mehrwert stiftet. Solche Ansätze lassen sich scheinbar bisher in der Energiewirtschaft nicht finden (vgl. auch Mobile Stadtwerke-Welt). […]