Bei den aktuellen November-Temperaturen ist es schwer vorstellbar. Doch angenommen eine Kaltfront mit durchschnittlich mehr als 20 Grad Minus hat Deutschland im Winter über mehrere Wochen fest im Griff. Was bedeutet das für die Versorgungssicherheit im Allgemeinen und für die Gasversorgung im Besonderen?

Damit die Lichter und auch die Heizungsanlagen nicht ausgehen, simuliert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, kurz BBK, Ende November den Ernstfall. Unter dem Titel „LÜKEX 2018 – Szenario Gasmangellage – nationale Krisenvorsorge durch eine länderübergreifende Krisenmanagementübung“ üben bis zu 3.000 Beteiligte, wie am besten bei einer Gasmangellage hinsichtlich der Wirtschaft und später auch gegenüber Teilen der Bevölkerung zu verfahren ist. Die zentrale Steuerung der Übung erfolgt über das BBK. Übergeordnetes Ziel ist eine weitere Optimierung des nationalen Krisenmanagements durch eine verbesserte Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Unternehmen.

Wie LÜKEX im Detail abläuft, wurde am 21.November im Rahmen einer Pressekonferenz näher beschrieben. Auf der Veranstaltung, die im Gebäude von Open Grid Europe stattfand, betonte Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, dass die Sozialen Medien ein zunehmend wichtigerer Baustein werde, wenn es um die Kommunikation mit der Bevölkerung im Falle einer Gasmangellage gehe. Geübt werde ein „worst case“-Szenario, das realistisch, aber unwahrscheinlich sei. Am ersten Tag der Übung stehe die Gasversorgung allgemein im Fokus. Hier hätten die Versorgungsunternehmen unter anderem über abschaltbare Verträge die Möglichkeit, Gasflüsse zu verlagern.  Am zweiten Tag gehe es dann um konkrete Maßnahmen bei einer fehlenden Versorgung – zum Beispiel die Evakuierung von Krankenhäusern. Allerdings bilden die zwei Tage Ende November nur den Schlussakkord einer längeren Vorbereitungsphase. Seit rund zwei Jahren, so Unger, laufen bereits vorbereitende Aktivitäten.

Katatstrophenhilfe bei der Energieversorgung wird alle zwei Jahre geübt

In der Übung selber gelte es, Auswirkungen auf die Bevölkerung zu erkennen und zu bewältigen. Mit Blick auf das Szenario hob Peter Franke, Vizepräsident der Bundesnetzagentur, auf der Pressekonferenz die Bedeutung von eingeschliffenen Entscheidungsprozessen und einem guten Informationsfluss hervor. Die Voraussetzung, um in einem dreistufigen Handlungsplan erfolgreich agieren zu können. Als Stufe eins nannte er die Frühwarnstufe, bei der erste Anzeichen einer möglichen Gasmangellage erkennbar sind. Stufe zwei, die Alarmstufe, erfordere von den Marktakteuren konkrete Maßnahmen zur Sicherung der Gasversorgung – insbesondere aufseiten der Beschaffung und des Dispatching. Stufe drei schließlich ist die Notfallstufe. Hier würde die Bundesnetzagentur aktiv eingreifen und als Lastverteiler – über die Versorgungsunternehmen hinaus – regeln, wer wie viel von den noch verfügbaren Mengen erhält. Auf das Ergebnis der Übung darf man gespannt sein. Immerhin geht es um die Frage, wie sicher unsere Gasversorgung im Extremfall ist und welche Konsequenzen zu erwarten sind.

Laut BBK werden alle zwei Jahre Szenarien zu unterschiedlichen nationalen Großschadenlagen durchgeführt – in diesem Jahr zur Versorgungssicherheit der Gaswirtschaft. LÜKEX  ist Teil einer nationalen Übungsserie, die Bund und Länder mit wechselnder Übungsbeteiligung zu verschiedenen Krisenszenarien seit 2004 etwa alle zwei Jahre durchführen. Auf der Sachkostenseite stehen, wie zu erfahren war, für LÜKEX 18 rund 500.000 Euro zur Verfügung.

 

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