Ich erinnere mich noch, als die Segways Anfang der 2000er Jahre auf den Markt kamen. Und es hat eine gehörige Zeit gedauert, bis sie dann 2009 endlich mittels einer bundeseinheitlichen Verordnung in ganz Deutschland genutzt werden konnten.

Aber sie bewirkten etwas: Den Perspektivenwechsel in der Mobilität. Neues Denken über immer größer werdende Fahrzeuge (Stichwort SUV) und deren Praktikabilität in den Städten sowie eine Entwicklung hin zu neuen Formen der Fortbewegung in ständig bis an die Kapazitätsgrenzen bevölkerten Metropolen und urbanen Lebensumfeldern.

Entwicklungsbeobachtung

2019, viele Jahre später und immer mehr Fahrzeuge wie Menschen tummeln sich in allen Innenstädten, großen wie kleinen. Die Fahrzeugpalette ist von damals bis heute mehrmals ergänzt worden. SUVs sind geblieben und wurden immer mehr. E-Bikes, Elektroroller, E-Skateboards und nun die E-Scooter kamen hinzu. Alle Teil dessen, was mit dem Begriff Mikromobilität zusammengefasst wird und besonders mit dem E-Scooter einer neuen Entwicklung folgt: Kleiner, tragbar und einsetzbar für die letzte Meile zwischen Wohnung und Arbeitsplatz.

Stadtwerke und Energieversorger beobachten die Entwicklung, manche haben sich beteiligt (Stichwort E-Bikes und E-Roller für Kunden oder Sharing-Angebote mit E-Rollern in Stuttgart, Düsseldorf, neuerdings Köln und einigen anderen deutschen Großstädten). Aber eine richtige Strategie, ein durchdachtes Konzept mit einem mittelfristigen Plan und einer soliden Finanzierung standen selten dahinter. Meist kamen die Ansätze aus der Kategorie „Versuch und Irrtum“ und wurden nicht wirklich zu Erfolgsgeschichten.

Mut zur Lücke

Ganz zu Unrecht. Denn neue Entwicklungen, noch dazu revolutionäre Veränderungen in einem Autoland wie Deutschland, brauchen Zeit, Geduld bei den handelnden VerantwortungsträgerInnen und eine vernünftige finanzielle Ausstattung. Und das nicht nur im Hinblick auf die Fahrzeuge und den Service, sondern auch im Segment der Kommunikation dieser Angebote in der Öffentlichkeit und bei (potentiellen) Kunden.

Kommunale Versorger müssen hier mutiger werden, Geld in die Hand nehmen, sich mit erfahrenen Partnern zusammensetzen und Ideen entwickeln, die sowohl dem Vertrieb neue Kunden liefern wie bestehende Kunden binden können. Die dem Unternehmen einen Imagezuwachs durch die Besetzung aktueller Mikromobilitätsthemen bringen und gleichzeitig das städtische Umfeld lebenswerter gestalten helfen. Gerade das ist eine Aufgabe, die den kommunal verankerten Unternehmen zukommt und auch von der Politik verstanden wird.

Hier haben Versorger aktuell eine einzigartige Chance, das Angenehme mit dem Nützlichen optimal zu verzahnen und Gutes für das individuelle Lebensumfeld ihrer Kunden zu tun. Mikromobilität ist deshalb ein Thema für Stadtwerke.

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