Die jüngsten Diskussionen um die Kohleverstromung unterstreichen noch einmal: Der Betrieb konventioneller Kraftwerke ist ein Auslaufmodell. Doch wie soll die notwendige Versorgungssicherheit gewährleistet werden – insbesondere wenn die Solar- und Windenergie weiter ausgebaut werden?

So gehen Branchenexperten davon aus, dass bis 2030 die konventionelle Erzeugung um 78 Gigawatt zurückgehen und die Leistung der Erneuerbaren Energien um 129 Gigawatt zunehmen werden – bei weitgehend gleichbleibenden Stromverbrauch. Die Folge: Regelenergie wird in Zukunft immer stärker gefragt sein.

Ein Ausweg könnte die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sein. Sie verfügt nicht nur über einen hohen Nutzungsgrad, sondern ergänzt sich auch sehr gut mit den Erneuerbaren Energien, da sie besonders in der kälteren Jahreszeit zum Einsatz kommt, wenn die Solarenergie weniger Leistung bringt. Darüber hinaus stehen über moderne Anwendungen wie Power-to-Heat-Technologie Speichermöglichkeiten zur Verfügung. Gerade in Ballungsgebieten kann die KWK ihre Vorteile ausspielen. In Berlin sind 30 Prozent aller Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen, in Mannheim rund 60 Prozent und Flensburg sogar über 90 Prozent. Weiteres Ausbaupotenzial ist in vielen größeren Städten vorhanden.

Klingt interessant und könnte für Stadtwerke an Bedeutung gewinnen. Doch die Politik scheint nicht mitzuspielen. Die aktuelle Reform sieht vor, vom ursprünglichen Ziel eines 25-prozentigen KWK-Anteils an der gesamten Stromerzeugung abzurücken und den Ausbaupfad zu reduzieren. Künftig sollen es nur noch 25 Prozent an der thermischen Stromerzeugung sein. Umgerechnet steigt damit der KWK-Anteil an der Nettostromerzeugung von derzeit etwa 16 Prozent nur noch moderat auf 18 Prozent an.

In diesem Zusammenhang wies Dietmar Gabriel Ende März im Bundestag darauf hin, dass der Strompreis um drei bis vier Cent pro Kilowattstunde steigen würde, falls man das alte KWK-Ziel beibehalte. Mit einem Gesamtvolumen von 3 Milliarden Euro pro Jahr, die die Verbraucher hier zusätzlich zu zahlen hätten, dürfte das politisch nicht umsetzbar sein. Im Detail zielen die Vorschläge für die KWK-Novellierung daher darauf ab, die Kosten der KWK-Umlage von etwa 560 Millionen Euro in 2015 auf nicht mehr als eine Milliarde Euro im Jahr 2019 ansteigen zu lassen.

So ist unter anderem geplant, dass hocheffiziente gasbetriebene Bestandsanlagen mit einer Leistung von mehr als zehn MW ab 2016 mit 1,2 Cent pro Kilowattstunde und ab 2018 mit 1,4 Cent pro Kilowattsunde unterstützt werden. Neue Projekte, die ins öffentliche Netz einspeisen, erhalten durchschnittlich einen Cent pro Kilowattstunde mehr als derzeit vereinbart. Dagegen wird die Eigenstromförderung für Industrieanlagen gestrichen. Mit diesem Paket will die Politik den Kostenanstieg für die Endverbraucher bis 2019 auf 0,5 Cent pro Kilowattstunde begrenzen. Nach Einschätzung der Branche ist das viel zu wenig, um KWK-Anlagen halbwegs rentabel betreiben zu können.

Zweifellos kann die KWK-Technologie einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Bis Juni soll ein Regelungsvorschlag vorliegen, danach ist die rechtliche Umsetzung geplant. Es bleibt zu hoffen, dass die Chancen der Technologie angemessen berücksichtigt werden. KWK ist zwar nicht die alleinige Lösung, kann aber ein wichtiger Teil von ihr sein.

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