Die Zeiten sind überaus hart für kommunale Versorgungsunternehmen in Deutschland. Explodierende Preise im Energieeinkauf bei Gas und Strom, Sorge um die Einhaltung der Lieferverträge beim russischen Gas, zunehmende Kosten bei externen Dienstleistungen auf Grund von Gehaltsanpassungen und Engpässen bei der Ausstattung mit qualifizierten Mitarbeitenden.

Und dann auch noch die auf der E-world formulierte Forderung von Bundesnetzagenturpräsident Klaus Müller, dass die kommunalen Versorger, im Rahmen ihrer gesellschaftspolitischen Rolle als Daseinsvorsorger, die Bürgerinnen und Bürger, ihre Kundinnen und Kunden, aufrufen sollen, hier und heute Energie einzusparen. Ja wann soll das denn noch passieren, bei all dem, was man als Stadtwerk in diesen Tagen um die Ohren hat?
Da sind wieder mal die stets startbereiten agenturseitigen Helferlein (wie lautet hier eigentlich die korrekt gegenderte Formulierung? Helferleinende?) mit ihren Ideen und Kampagnen gefragt. Und auf der Straße sieht man auch bereits erste OOH-Plakate, die im Auftrag der Bundesregierung schnellstens formuliert sowie in aufmerksamkeitsheischenden Farben mit der Aufforderung zum bewussten Umgang mit Energie umgesetzt werden.

Kommunikationserfolg

Scheinbar hatten diese auch bereits Erfolg, denn in den ersten fünf Monaten des Jahres ist der Gasverbrauch im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr um 14,3 Prozent gesunken, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mitteilte. Wenngleich auch die vom selben Verband dargebotenen Gründe nicht im veränderten Verhalten der Menschen, sondern ganz profan im milderen Wetter zu finden sind.

Da stellen sich Stadtwerke-Marketendernde (richtig oder falsch gegendert?) sicherlich die Frage, bringt es etwas oder bringt es nichts und befindet sich damit direkt in den Gedankensphären des Henry Ford, der schon vor mehr als 100 Jahren wusste: „Fünfzig Prozent bei der Werbung sind immer rausgeworfen. Man weiß aber nicht, welche Hälfte das ist.“ Bei genauerem Hinsehen auf die BDEW-Studie erkennt man jedoch: Bereinigt um Temperatureffekte lag der Gasverbrauch im laufenden Jahr 6,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Besonders deutlich war der Rückgang im Gasverbrauch, wenn man nur auf den Monat Mai schaut. Hier ist es ein Rückgang im Jahresvergleich um 34,7 Prozent. Bereinigt um Temperatureffekte beträgt das Minus im Mai 10,8 Prozent. Hat man bei der Bundesregierung die richtige Hälfte gewählt?

Genderproblematik

Die Entwicklung der verminderten Gasnutzung bei den Verbrauchenden geht sicherlich in erster Linie auf die gestiegenen Gaspreise zurück, könnte jedoch durch gezielt formulierte Werbekampagnen noch verstärkt werden. In diesem Zusammenhang kommt dann schon die Frage auf, warum marketingverantwortlich Mitarbeitende in der aktuellen Situation so selten darüber nachdenken, die Auftraggebenden auf die in allernächster Zukunft zu erwartenden steilen Kostenanstiege in der Gasabrechnung vorzubereiten. Kann man bei der Suche nach etwaigen Gründen schon wieder Henry Ford zitieren, wenn er sagte, „Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenig Leute damit beschäftigen.“

Ganz sicher nicht, denn Vertriebs- und Marketingverantwortliche suchen fieberhaft, gemeinsam mit ihren externen Beratungsunternehmen jeglicher Couleur, nach dem richtigen Weg, die finanzielle Lage der Kundinnen und Kunden einigermaßen erträglich zu halten. Ganz im Sinne des amerikanischen Autopioniers, der wusste: „Das Geheimnis des Erfolges ist, den Standpunkt des anderen einzunehmen.“

P.S.: Es ist uns ein Anliegen, zu unterstreichen, dass der Energieverdichter weit davon entfernt ist, das Genderthema nicht ernst zu nehmen. Wir möchten mit unseren Anmerkungen nur die grundsätzliche Problematik der richtigen Wortfindung ein wenig spiegeln und zur Diskussion anregen. Deshalb freuen wir uns auf euer Feedback.

(MW)

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