Die Corona-Pandemie hat auch den Energiemarkt deutlich verändert. Während der Verbrauch in Industrie und Gewerbe aufgrund von Produktionskürzungen, Geschäftsschließungen und dem verstärkten Trend zum Home-Office teilweise rückläufig war, ist er im privaten Bereich gestiegen. Weniger Freizeit- und Urlaubsmöglichkeiten haben dazu geführt, dass der Aufenthalt in den eigenen vier Wänden deutlich zugenommen hat und mit ihm der Bedarf an Strom und Wärme. Was bedeutet das für die Branche? Blicken wir einmal beispielhaft auf den Energieträger Gas.

Insgesamt ist der Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2020 laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V., kurz AGEB, um 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen und erreichte damit einen neuen Tiefstand seit der deutschen Wiedervereinigung. Heruntergebrochen auf die einzelnen Energieträger sieht das wie folgt aus: Der Verbrauch an Mineralölprodukten ging um 12,1 Prozent zurück. Die zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzte Stein-und Braunkohle verzeichnete eine um 18,3 beziehungsweise 18,2 Prozent geringere Nachfrage. Und bei der Kernenergie kam es infolge der planmäßigen Abschaltung des Kraftwerks Philippsburg zum Jahresende 2019 zu einem Rückgang der Stromproduktion um 14,4 Prozent. Abkoppeln von diesem Trend konnten sich nur die Erneuerbaren Energien, die ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch um drei Prozent steigerten.

Eine Sonderrolle nimmt in diesem Zusammenhang die Gaswirtschaft ein. So weist die AGEB in ihren Berechnungen für den Energieträger im Jahr 2020 lediglich einen Verbrauchsrückgang von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Hauptursache ist demnach der gesunkene Bedarf der Sektoren Industrie sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen infolge der Corona-Pandemie. Dagegen wurde bei den privaten Haushalten trotz vergleichsweise milderer Temperaturen ein leichtes Verbrauchsplus verzeichnet.

Handwerker nur schwer zu bekommen

Ein verhalten positives Fazit zieht denn auch Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Gas, für das abgelaufene Jahr: „Auch während der Corona-Pandemie blieb der Gasmarkt stabil. Es kam weder zu Lieferausfällen noch zu massiven Preisschwankungen. 2020 stellte Erdgas fast 27 Prozent der Energie zur Verfügung, die in Deutschland verbraucht wurde. Damit konnte der Energieträger seinen Anteil in allen Sektoren ausbauen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von CO2-Emissionen leisten“. Ein wichtiger Faktor war die starke Nachfrage nach neuen Gasheizungen. Kehler betont, dass im vergangenen Jahr rund 600.000 Geräte installiert wurden und führt dies auf stabile Preise, Umweltvorteile und ein gestiegenes Bedürfnis an Investitionen im eigenen Haus zurück.

Es hätte sogar noch mehr sein können. Wie von kommunalen Versorgern zu hören ist, fehle es jedoch an verfügbaren Handwerkern und Tiefbaukapazitäten für Neuanschlüsse. Darüber hinaus blickt die Gaswirtschaft nach Aussage von „Zukunft  Gas“ auch auf ein erfolgreiches Jahr in der Stromerzeugung zurück. Die günstigen Gaspreise hätten die Wettbewerbsfähigkeit von Gaskraftwerken gesteigert und in der Folge die Verstromung aus Braun- und Steinkohle zurückgedrängt. Mit einem Anteil von 16 Prozent sei der Anteil von Erdgas an der  Stromerzeugung zum ersten Mal so hoch wie der von Braunkohle.

(GL)

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