Er ist zwar noch gar nicht verabschiedet, wirft aber seine Schatten voraus. Die Rede ist vom Klimaschutzplan, der diese Woche von der Politik beschlossen werden sollte, dann aber doch aufgrund unterschiedlicher Positionen bis heute noch nicht zustande kam.

Die aktuelle Situation

Wie die Situation konkret aussieht, wurde auf der gat, einem der führenden Branchentreffs der deutschen Gaswirtschaft, deutlich. Hier machte Prof. Thomas Bruckner von der Universität Leipzig folgende Rechnung auf:  Auf der Klimakonferenz in Paris wurde beschlossen, den Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert auf zwei Grad zu begrenzen, besser noch  auf 1,5 Grad. Dazu müsste der CO2-Ausstoß bis 2050 um 80 beziehungsweise 95 Prozent gesenkt werden. Für Erdgas bedeutet das: Sollten minus 80 Prozent das Ziel sein, gäbe es in 2050 weiter den Einsatz von Erdgas, dafür würde aber die Power2Gas (P2G)-Technologie keine breite Verwendung finden. Fokussieren wir uns auf minus 95 Prozent CO2-Emissionen, tritt genau das Gegenteil ein: Die P2G-Technologie wird Erfolg haben, aber Erdgas würde kaum noch gebraucht werden.

Um den Zielwert 2050 zu erreichen, setzt der Klimaplan der Bundesregierung bereits früher an. In seiner in mehreren Monaten überarbeiteten und zuletzt gescheiterten Version ist das Jahr 2030 ein wichtiger Meilenstein. Demnach soll ab dann der Erdgaseinsatz in Heizungen nicht mehr „unterstützt“ werden.  Für die Gaswirtschaft heißt das: Sie muss in die Offensive gehen und konkrete Perspektiven erarbeiten. Umso mehr, da im Rahmen von EU-Verpflichtungen die heizungsbedingten CO2-Emissionen bis 2030 um 38 Prozent zu reduzieren sind. Das heißt nichts anderes, als dass der Erdgasabsatz  in Deutschland  im Wärmemarkt bis 2030 um 38 Prozent zurückgehen könnte.

Die Zukunft

Dementsprechend wurde auf der gat intensiv über die Zukunft des Energieträgers diskutiert. Weitgehend einig zeigt man sich auf der Messe, dass  die bestehende Infrastruktur einen zentralen Beitrag bei der Energiewende leisten kann und wichtig für die Zukunft der Branche ist. So verfügt das Gasnetz  über eine Kapazität von 1.000 Milliarden kWh, während das Stromnetz nur auf gut 540 Milliarden kWh kommt. Für eine Verteilung von weiter zunehmendem EE-Strom mit Hilfe der Power2Gas-Technologie stelle das die weitaus effizientere Lösung dar als ein überproportionaler Ausbau der Stromnetze. Neben den Netzen wiesen viele Referenten auf  die Sektorkopplung, den Ausbau der Erdgas-Mobilität und  Modernisierungen im Heizungsbestand als weitere Eckpfeiler für die Zukunft von Erdgas hin.

Darüber hinaus wurde auf der gat auch ein Blick auf die Situation der kommunalen Versorgung geworfen. Trianel-Geschäftsführer Sven Becker mahnte verlässliche Rahmenbedingungen für die Branche an. In den 2000er Jahren hätten zahlreiche Stadtwerke im Vertrauen auf die Politik in konventionelle Erzeugungsanlagen investiert und seien damit ein unternehmerisches Risiko eingegangen. Wer dagegen nichts gemacht habe, stehe heute meist wirtschaftlich gut dar. Kunden zu halten, sei mittlerweile recht anstrengend, berichtete Dietmar Spohn, Chef der Stadtwerke Bochum, mit Blick auf die zahlreichen Konkurrenzangebote. In diesem Wettbewerb setze man in der Revierstadt auf die Netze und neue Angebote wie das Heizungscontracting. Einer Flatrate, wie sie zurzeit vereinzelt diskutiert wird, erteilte Peter Flosbach von der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung eine Absage. Er sehe darin keinen Mehrwert, da die Kosten für die Verbraucher auf dem Niveau der Grundversorgung liegen und somit wenig attraktiv seien.

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