Nach dreieinhalb Jahren ist eines der größten Modellprojekte zur Elektromobilität in Ballungszentren zu Ende gegangen und die Beteiligten ziehen eine positive Bilanz. Wir vom Energieverdichter können das Positive dieser Bilanz nicht wirklich nachvollziehen, aber zunächst einmal die Fakten.

13 Unternehmen hatten sich im Stadtgebiet Köln unter dem Dach der Plattform „Modellregionen Elektromobilität“ zusammengeschlossen, die vom Bundesverkehrsministerium (BMVI) getragen wird. 200 Ladestellen wurden an 80 Standorten eingerichtet und 56 Fahrzeuge der Ford AG, dem automobilenPartner des Projekts, legten während der Versuchsdauer insgesamt 715.000 km zurück. Am Versuch beteiligt waren sowohl rein elektrisch angetriebene wie mit Hybrid-Systemen ausgestattete Fahrzeuge.

Dabei zeigte sich nach einem Bericht des Branchendienstes Autohaus, dass bei Fahrten mit E-Autos in 90 Prozent aller Fälle eine Distanz von 15 Kilometern nicht überschritten wurde. Die Hybridfahrzeuge waren pro Fahrt im Schnitt 38 Kilometer unterwegs. Weiterhin wird berichtet, dass die Teilnehmer, u. a. Unternehmen wie der WDR, die Stadt Köln, die Kölner Verkehrsbetriebe, der Flughafen Köln/Bonn oder auch die Deutsche Bahn, im Verlauf der Testphase insgesamt mehr Vertrauen zur Technik fassten und die durchschnittliche Streckenlänge sich von 19 auf 28 km erhöhte.

70 Prozent der Nutzer geben nach Abschluss der Testphase an, den Kauf eines Hybrid-Fahrzeugs in Erwägung zu ziehen, 50 Prozent wollten sich auf ein batteriegetriebenes Fahrzeug festlegen. Bedauerlicherweise ist die Zahl der Fahrzeugnutzer auf den Seiten von colognE-mobil.de bisher nicht angegeben.

Nachrechnen

Mal zurückgerechnet: 715.000 km mit 56 Fahrzeugen bedeutet gut 12.500 km pro Fahrzeug – in dreieinhalb Jahren! In einem großen Modellprojekt! Nachgeschaut auf den Seiten des BMVI stellt sich heraus: „Im BMVI-Förderschwerpunkt „Elektromobilität in Modellregionen“ arbeiten Akteure aus Wissenschaft, Industrie und den beteiligten Kommunen eng zusammen, um den Aufbau einer Infrastruktur und die Verankerung der Elektromobilität im öffentlichen Raum voranzubringen.“

Da lag der Schwerpunkt ganz sicher nicht auf dem auch beteiligten Kölner Taxi-Ruf, denn diese Kilometerleistung pro Fahrzeug ist eher etwas für Sonntagslenker auf Kaffeefahrt als für fundierte Aussagen zu den Erfahrungen mit der E-Mobilität im urbanen Umfeld – nach dreieinhalb Jahren Modellprojektphase.

Wie viele Kilometer mehr Erfahrung hätte man mit einer sinnvollen (z. B. steuerlichen) Förderung von E-Mobilen in dieser Zeit bereits haben können? Und die Energieunternehmen wären sicher auch bereit gewesen, die Infrastruktur noch sehr viel stärker auszubauen. Schade, wieder mal ein gutes Sümmchen Forschungsmittel ohne brauchbare Ergebnisse investiert.

Bildquelle: Ford AG

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