Seit längerer Zeit verläuft die Entwicklung der Rohölpreise vergleichsweise ruhig. Abgesehen von einem kurzen Preisverfall Ende Dezember 2018 gab es häufig Schritte zur Seite, aber nicht nach oben oder unten. Ein stabiles Gefüge, das wir an der Tankstelle, beim Heizölkauf und indirekt bei vielen anderen Dingen des täglichen Lebens festgestellt haben. Doch mit der Ruhe könnte es demnächst vorbei sein. Zwar kann niemand seriös die Entwicklung vorhersagen, doch gibt es derzeit vermehrt Anzeichen, die auf steigende Preise hindeuten.

Ganz aktuell wirkt sich das Vorhaben der USA aus, die Ölimporte des Iran auf Null zu reduzieren. Der Markt reagierte umgehend. Am Ostermontag stieg der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent auf bis zu 74 Dollar und erreichte damit seine höchste Notierung in diesem Jahr. Hinzu kommen die politischen Verhältnisse in Venezuela und Libyen, zwei wichtigen Förderländern. Verschärft sich die Situation hier, sind deutliche Produktionsrückgänge zu erwarten. Darüber hinaus zeigt die Organisation Erdöl Exportierender Länder (OPEC) derzeit eine bemerkenswerte Disziplin beim Einhalten der vereinbarten Fördermengen. Alles Faktoren, die auf eine Begrenzung der Weltölförderung hinweisen.

Nur am Ball bleiben hilft

Dem steht entgegen, dass die weltweiten Rohöllagerbestände ein sehr hohes Niveau haben und aktuell kein Mangel besteht. Ein Übriges tut die Fracking-Industrie, die in den USA auf Hochtouren läuft. Ein Verfahren, das zwar deutlich teurer ist, sich aber für die Industrie ab einer Grenze von etwa 38 Dollar pro Barrel rechnet. Es gibt also genug Anreize, vermehrt Anlagen hochzufahren.

Auch bieten die skizzierten Eckdaten Raum für Spekulationen. In der Vergangenheit haben immer wieder Waren-Termingeschäfte für eine künstliche Verknappung gesorgt. Das lässt sich auch jetzt nicht ausschließen. Entsprechend dem Zusammenspiel von Nachfrage und künftigem Angebot besteht dann die Gefahr anziehender Preise. Die große Unbekannte ist dabei die Entwicklung der Weltwirtschaft. Je nach Verlauf wirkt sie sich steigernd oder dämpfend auf die Nachfrage und damit auf die Konditionen aus.

Wie gesagt, die genaue Rohölpreisentwicklung lässt sich nicht mit Bestimmtheit prognostizieren. Es gibt zu viele unkalkulierbare Faktoren. Aber es gibt auch Faktoren, die wir kennen. Eine Menge spricht dafür, diese Eckdaten intensiv im Auge zu behalten und vorausschauend zu handeln.

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