Ende März war es soweit: Deutschland hat bereits sein CO₂-Budget für 2018 aufgebraucht. Denn nur mit dieser Menge wäre es möglich gewesen, einen entsprechenden Beitrag zur Erreichung des im Pariser Klimaabkommen vereinbarten 2-Grad-Ziels zu leisten. Wir leben also klimatechnisch auf Pump und müssen dieses Defizit in den kommenden Jahren über verstärkte Anstrengungen wieder aufholen. Ob und wie das gelingen kann, ist offen.

Zwar wurden 2017 laut Umweltbundesamt 904 Millionen Tonnen CO₂ emittiert und damit 0,5 Prozent weniger als 2016, doch reichen diese Mengen bei weitem nicht aus. Unterteilt in die drei Bereiche „Stromerzeugung“, „Wärmemarkt“ und „Mobilität“ ergibt sich ein unterschiedliches Bild. Durch den weiteren Ausbau der Solar- und Windenergie sowie das Abschalten älterer konventioneller Kraftwerke ging der Ausstoß bei der Produktion elektrischer Energie im Jahresvergleich um 4,1 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg der Anteil der regenerativen Energien an der Stromerzeugung von 31,8 Prozent auf 36,4 Prozent.

Sorgenkind Wärme

Anders sieht es im Wärmemarkt aus, der für rund 30 Prozent der CO₂-Emissionen Deutschlands verantwortlich ist. Hier lässt die dringend notwendige Erneuerung veralteter Anlagen zu wünschen übrig. Der BDEW geht davon aus, dass sich durch den Einsatz moderner Gas-Brennwertkessel über 30 Millionen Tonnen CO₂ bis 2030 einsparen lassen. Ein Schwachpunkt ist jedoch die Finanzierungsfrage. Viele Verbraucher geben ihr Geld lieber für „attraktivere“ Güter aus und schieben den Einbau einer verbrauchssenkenden Anlage zeitlich nach hinten. Daher ist hier die Politik gefordert, entsprechende Anreize zu schaffen. Düster sieht es zudem auch im Bereich der Mobilität aus. Der verkehrsbedingte CO₂-Ausstoß nahm 2017 um 2,3 Prozent zu. Verantwortlich dafür sind ein gestiegenes Fahrzeugaufkommen und gestiegene Fahrleistungen. Auch werden viele Fahrzeuge immer leistungsfähiger und schwerer, so dass sich technologische Vorteile kaum in einem niedrigeren Verbrauch niederschlagen. Alternativen wie Elektro- und Erdgasautos gewinnen an Bedeutung, liegen aber volumenmäßig hinter dem notwendigen Zuwachs zurück.

Alle sind gefragt!

Wenn es die Politik ernst meint mit dem 2-Grad-Ziel, führt an entsprechenden „Leitplanken“ kein Weg vorbei. Die Palette reicht von finanziellen Fördermaßnahmen bis zu einer stärkeren Bepreisung von CO₂-Emissionen – beispielsweise beim Kraftstoffverbrauch oder in der konventionellen Stromerzeugung. Klar ist, dass das persönliche Portemonnaie belastet. Aber der Verbraucher hat auch selber Gestaltungsmöglichkeiten. Er kann bei seinem Verhalten auf Nachhaltigkeit setzen. Müssen es im Dezember Erdbeeren aus Südafrika sein? Oder das Mineralwasser aus Italien? Gibt es Alternativen für die Fahrt in die Stadt? Jeder kann einen Beitrag leisten. Ohne die Bereitschaft, eingeschliffene Verhaltensmuster in Frage zu stellen, werden wir das 2-Grad-Ziel voraussichtlich nicht erreichen.

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