Auf der E-world, die morgen in Essen startet, steht die Energiewende mit all ihren Facetten im Mittelpunkt. „Zukunftsenergien“, „Energiewelt von morgen“, „Flexibilität“ und „Digitalisierung“ sind nur einige Stichworte. Doch wo stehen wir heute und wo müssen wir hin?

Es gibt viele Zahlen, und ein Überblick ist nicht immer ganz leicht. Der Energieverdichter hat in den Klimaschutzplan 2050 geschaut und die Vorgaben mit bisherigen Aussagen der Politik verglichen.

Erneuerbare Energien & Klimaschutzbeitrag

Im Kern dreht sich natürlich alles um die Reduzierung von CO2-Emissionen. Den Auftakt bildete das 20/20/20 Ziel: Demnach sollen bis 2020 die EU-Mitgliedsstaaten ihre Treibhausgasemissionen um mindestens 20 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Gleichzeitig gilt es, die Energieeffizienz um 20 Prozent zu erhöhen, und den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch auf 20 Prozent zu steigern. Mit Blick in die weitere Zukunft sollen außerdem die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent zurückgehen. Ambitionierte Werte, die aber offensichtlich mittelfristig nicht ausreichen.

Deshalb hat sich Deutschland auf dem Pariser Klimagipfel völkerrechtlich verbindlich verpflichtet, den bisherigen Klimaschutzbeitrag zu aktualisieren und ab 2025 sowie nach 2030 anspruchsvoller fortzuschreiben. Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, dass die Erderwärmung in diesem Jahrhundert gegenüber den vorindustriellen Werten unter 2 Grad, besser noch unter 1,5 Grad bleibt. Dazu sollen die CO2-Emissionen bis 2030 insgesamt um 55 bis 56 Prozent zurückgehen. Unterteilt nach Sektoren heißt das: Energiewirtschaft minus 61 bis minus 62 Prozent, Verkehr minus 40 bis minus 42 Prozent, Industrie minus 49 bis minus 51 Prozent und Gebäudebereich minus 66 bis minus 67 Prozent. Hinzu kommt die Landwirtschaft, die einen Beitrag von minus 31 bis minus 34 Prozent zu leisten hat. Anders ausgedrückt: Der CO2-Ausstoss in Höhe von 1.248 Millionen Tonnen aus dem Jahr 1990 muss auf 542 bis 562 Millionen Tonnen in 2030 zurückgehen.

Inwieweit das gelingen kann, sehen viele Experten skeptisch. Zwar sind in der Stromerzeugung deutliche Erfolge zu verzeichnen. So lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch nach ersten vorläufigen Angaben im letzten Jahr bei 32,3 Prozent. Und bis zum Jahr 2025 sollen es nach Aussage des Bundeswirtschaftsministeriums 40 bis 45 Prozent sein. Doch ging gleichzeitig der Mineralölverbrauch im Jahresvergleich um 1,8 Prozent weiter nach oben, was vor allem auf die Nachfrage nach Diesel- und Kerosin zurückzuführen ist. Von einer Energiewende im Verkehr sind wir noch weit entfernt. Nicht zuletzt die geringe Nachfrage nach subventionierten Elektromobilen zeigt, dass das politische Ziel von einer Millionen Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen im Jahr 2020 nicht zu erreichen sein dürfte.

Wärmemarkt

Und wie sieht es auf dem Wärmemarkt aus? Hier wird von rund zehn Millionen veralteten Heizkesseln gesprochen, durch deren Modernisierung sich jährlich  bis zu 45 Millionen Tonnen CO2 einsparen lassen. Dass wenig Dynamik in der Entwicklung ist, dürfte vor allem mit den Kosten für die Privathaushalte zusammenhängen. Auch reklamieren unterschiedliche Energien und Technologien für sich, den jeweils besten Lösungsansatz zu bieten. Ein Königsweg ist jedoch nicht zu erkennen, was die Verbraucher zusätzlich verunsichert.

Internationale Energiewende

Dennoch: Insgesamt gut gemeint und gut gemacht. Auch ist zu erwarten, dass Umwelt-Know-how aus Deutschland gute Chancen im Export hat. Doch wie sieht es global mit den CO2-Emissionen aus? Internationale Organisationen und große Konzerne zeichnen ein eher verhaltenes Bild. So berichtet die Internationale Energie Agentur in ihrem „World Energy Outlook 2016“, dass viele Länder auf dem Weg sind, ihre Zusagen zum Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Das reiche, damit der Anstieg der globalen CO2-Emissionen verlangsamt werde, genüge aber nicht für eine Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als zwei Grad. Eine ähnliche Einschätzung gibt BP in ihrem letzten „Energy Outlook“ ab. In seinem Szenario geht der Konzern von einer jährlichen Erhöhung des weltweiten CO2-Ausstoßes um 0,6 Prozent aus. Ein Wert, der dem Pariser Ziel eines Rückgangs der CO2-Emissionen um 30 Prozent bis 2035 klar zuwider läuft.

Fraglos liegen herausfordernde Aufgaben vor uns, die vor allem vom Bevölkerungswachstum in Ländern wie China und Indien, aber auch in Afrika ausgehen. Diese Aufgaben lassen sich nur global lösen. Für uns aber kein ein Grund zu sagen: Das wird nichts mehr. Als hochtechnisiertes Land kann Deutschland mit seinen Erfahrungen und seinem Know-how wichtige Impulse für einen weltweiten Klimaschutz liefern.

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