Ein Kongress auf der Höhe der Zeit mit mutigen Impulsen, neuen Diskussionsformen und innovativen Vermittlungsmodulen eröffnete einen regen Austausch zwischen den etablierten Größen der Branche und den Aufrüttlern aus der Fraktion der jungen Wilden. Allein der klare Wille zu größeren Schritten war nur selten zu spüren.

Einstieg in die Veranstaltung

Da war zunächst das Barcamp am Vorabend. Ein guter Einstieg mit klaren Fürsprechern: Zum Einen für das Thema Kooperationen unter Stadtwerken mit Dr. Hermann Janning versus dem Befürworter der Kooperation zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups, Dr. Stefan Halecker auf der anderen Seite. Die anschließende Diskussion startete gut und im Stile eines Barcamps offen wie kontrovers, wurde dann aber leider schnell mit den immer wiederkehrenden Argumenten der Nichtvergleichbarkeit von Unternehmen mit fünf und oft mehr als 100 Mitarbeitern mehr oder weniger zu Ende gebracht. Das war bedauerlich, denn der Mut der Veranstalter der EUROFORUM-Jahrestagung zu dieser Methodik hätte mehr konstruktive Diskussion verdient.

Auch der Einstieg in den ersten Konferenztag brachte mit den Beiträgen von Dr. Gerhard Holtmeier, Vorstandsmitglied der Thüga und Dr. Hans Heinrich Kleuker, Kaufmännischer Vorstand der Technischen Werke Ludwigshafen AG (TWL), nachhaltige Eindrücke in die Auseinandersetzung mit dem Thema „Exzellenz“ in Unternehmen mit ganz unterschiedliche Historie und Betriebsgröße. Leider fiel hier eine anschließende Diskussion nur sehr kurz aus, weil die Zeit nicht mehr hergab. Gerade die Herangehensweise der TWL hätte weiterführende Nachfragen verdient, denn hier wurden in den vergangenen Jahren hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Innovation Fortschritte gemacht, die auch für andere Stadtwerke mittlerer Größe interessant sein können.

Sessions

Gut aufgenommen bei den Besuchern wurden die parallel durchgeführten Sessions mit ganz unterschiedliche Schwerpunkten. In diesen Segmenten informierte man sich über Themen wie Mieterstrom, die innovative Kraft der E-Mobilität oder digitale Trends im Forderungsmanagement. Eindrucksvoll dabei die Vorgehensweise der Syneco Trading GmbH, die ihre Dienstleistungen im Energiehandel auf gleichsam einprägsame wie aufschlussreiche Art vorstellte. Die Teilnehmer der Session zeigten ihre Meinung zu aufgestellten Thesen in der Energiebeschaffung der Gestalt, dass sie sich auf die eine oder andere Seite des Raumes bewegten. Je nachdem wie stark sie den polartig aufgestellten Aussagen zustimmten. So erhielten die Veranstalter nicht nur ein Bild der Situation in der Branche. Die Vertreterinnen und Vertreter der Thüga-Tochter konnten auch unterhaltsam deutlich machen, welche Vorteile eine Zusammenarbeit mit ihrem Unternehmen hervorbringen kann.

Positiv war auch die gute Einbindung des Ausstellungsbereiches in die Gesamtveranstaltung. Sowohl die zeitlich vernünftig dimensionierten Pausen als auch die mit Kopfhörern störungsfrei integrierten Vorträge in einer „Inspiration Area“ sorgten für eine korrekte Frequenz an den Ständen, die natürlich aus Sicht der Unternehmen nie hoch genug sein kann.

Fazit

Die Euroforum-Jahrestagung Stadtwerke 2017 spiegelt recht eindrucksvoll die aktuelle Situation der Versorgerbranche. Man möchte gerne zukunftsträchtige Konzepte verfolgen, ist sich aber nicht sicher, welches die erfolgreichen Themen der Zukunft für die kommunalen Energieunternehmen sein werden. Auch wenn sich die startup-Vertreter sehr viel Mühe gaben, Denken, Anspruch und Handeln der Generation Y zu erläutern. Auch wenn sie an Hand eindrucksvoller Beispiele zeigen, dass mutiges, initiatives Vorangehen, klares zielstrebiges Machen und das gleichzeitige Anwenden digitaler Angebote überraschende Erfolge bringen können. Oder die These „Voranscheitern zulassen“ aufmerken lässt. Die Reaktionen vieler Besucher bleiben zurückhaltend.

Es scheint schwer, sich mit der neuen Herangehensweise der nachwachsenden Generation anzufreunden. Da helfen auch eindrucksvolle Beispiele des Unternehmers und Bestseller-Autors Felix Plötz zu Agilität, Eigenmotivation und Innovation wenig, wenn er propagiert: „Mut steht am Anfang, Glück am Ende.“ Die Vertreter vieler kommunaler scheinen den Mut zu einem neuen Anfang oft erst zu haben, wenn das Glück am Ende sicher erscheint. Ob das zum Erfolg führt, wird sich zeigen. Die Protagonisten, die den Mut bereits in der Vergangenheit hatten, sind heute schon einen guten Schritt weiter. Und die Besucher des Kongresses denken zumindest ab jetzt darüber nach.

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